Essen sollte leicht sein

Hallo, toll das Du hier bist.

Fragst Du Dich auch oft wo die Zeit geblieben ist? Gerade erst hat das Jahr begonnen, schon ist die Hälfte rum. 

Und wie ist es bei Dir bis jetzt gelaufen? Hast Du von Deinen Zielen, die Du Dir zum Jahrsbeginn vorgenommen hast etwas umgesetzt?

Ich hoffe es waren nicht die Dauerbrenner abzunehmen oder viel mehr Sport zu machen, denn die meisten scheitern schon in den ersten zwei Monaten.

Früher habe ich dann gedacht, ich hätte mich einfach nicht genug bemüht, mich nicht genug zusammen gerissen. Dann habe ich den Ton mir selbst gegenüber verschärft, mich noch mehr runter gemacht und bin noch härter mit mir ins Gericht gegangen. Nach dem Motto: Je mehr Daumenschrauben ich mir anlege umso erfolgreicher werde ich sein. Und hat es geklappt? 

Nein, natürlich nicht. Wenn wir Kinder mehr anschreien oder den Hund härter rannehmen hilft es ja auch nicht – also warum sollte es bei uns helfen?

Heute sind meine Ziele andere als früher. Ich vertraue meinem Körper. Ich habe gelernt auf meinen Hunger und meine Sättigung zu vertrauen. Meinem Körper die Kompetenz zuzurechnen, zu fühlen wann ich genug gegessen habe oder ob ich noch Hunger habe, was mein Körper möchte und manchmal auch was einfach nur meiner Lust zu Essen nachzugeben. 

Und was habe ich dabei festgestellt?

Dass sobald ich aufhöre mein Essen in gut und schlecht in gesund und ungesund einzuteilen, sobald ich aufgehört habe etwas wie Kalorien oder Kohlenhydrate zu zählen, je mehr ich mir alle Lebensmittel inklusive Zucker erlaubt habe, umso einfacher ist es einfach „normal“ zu essen. Keine Kraft mehr aufwenden zu müssen für Diätpläne, Gedanken über die Bikini-Figur, was ich essen darf oder nicht ist unglaublich befreiend.

Früher dachte ich, wenn ich mir alles erlaube, dann höre ich nie wieder auf zu essen. Ich bin süchtig, ich werde kein Ende finden. Die Wahrheit ist genau anders herum: Ich esse was ich möchte, bis ich satt bin und höre dann auf. Warum das plötzlich geht? Weil ich es morgen oder in 5 Minuten wieder essen darf. Ich muss nicht mehr essen wenn sich die Gelegenheit bietet, ich muss kein schlechtes Gewissen mehr haben, das mich verleitet noch mehr zu essen und ich muss auch keine Situation wie „heute ist es eine Ausnahme“ mehr ausnutzen, denn ich brauche keine Ausnahmen mehr. Heute brauche ich keine Erlaubnis mehr zu essen, sondern ich habe sie und bemerke, dass ich ein komplett anderes Essverhalten entwickelt habe. 

Früher hab ich mich zwischen Fressen und Diät befunden, dann jahrelang auf Low-Carb und heute gibt es keine Regeln mehr außer den größt möglichen Genuss und Stress zu vermeiden. 

Meine Ziele haben sich über die Jahre komplett verändert. Damals dachte ich, dass es mir das Gefühl von Freiheit gibt, wenn ich schlank bin. Ich dachte „dann kann ich alles machen, mich trauen alles anzugehen“. Aber die Wahrheit ist, dass ich immer noch die Angst hatte die Freiheit wieder abgeben zu müssen, wenn ich zunehme. 

Heute besteht meine wahre Freiheit darin, mich von Bedingungen wie „ich muss schlank sein, jung auszusehen, erfolgreich zu sein“ frei zu machen. 

Wir alle sind wer wir sind und genauso sind wir genug, schön, wunderbar und auf unsere eigenen Art und Weise erfolgreich. Unser Gewicht verändert nichts daran. Wenn wir denken, dass wir eine andere sind, wenn wir abnehmen als wenn wir mehr auf den Rippen haben, dann liegt das nicht am Gewicht, sondern an unserem Selbstbild an unserem Body Image.
Wir machen uns die Welt kleiner, indem wir an uns selbst Erwartungen stellen, die mit uns nichts zu tun haben. Anstatt dessen sollten wir uns darin übern uns bedingungslos zu lieben, so wie wir sind. 

Dann lassen wir uns gehen?

Ja, viele Menschen denken „nur wenn wir uns quälen, wenn wir uns alles abverlangen und uns ständig disziplinieren sind wir etwas wert und wenn wir unsere Ziele nicht erreichen, haben wir uns nicht ausreichend bemüht.“
Das kannst du sehen wie du willst, aber wenn ich mir das Ziel setze 60 Kilo zu wiegen und mein genetisches Sollgewicht bei 70 Kilo liegt, dann kann ich so lange dagegen vorgehen wie ich möchte – mein Körper wird sich IMMER durchsetzen, denn mein Körper hat alle biologischen Trümpfe im Gepäck: 

Die Hormone, die Regelung von Hunger und Sättigung, die emotionale Steuerung der Bedürfnisse, die Fettverteilung, den Drang zu Essen, die Attraktivität von Essen, wie intensiv wir den Geruch, die Farbe der Speisen wahrnehmen usw..
Gibt es eine Möglichkeit all das zu beherrschen?

Vielleicht gibt es Ausnahmen die das hinbekommen, je nachdem was Du sonst noch für Ziele und Herausforderungen im Leben hast. Wenn er Dein einziger Plan ist „dünn zu sein“ kann es für eine Zeit lang funktionieren aber oft wird daraus schnell eine Essstörung.

Wir reden in Bezug auf Gesundheit so oft vom Abnehmen, aber genau das Abnehmen ist oft so ungesund, körperlich wie emotional ist es oft sogar die Quelle unseres größten Stresses. 

Autorin

Petra Schleifer

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