Warum machen wir immer wieder Diäten obwohl wir wissen, dass sie uns nichts bringen?
Wir wissen aus Studien längst, dass Diäten langfristig betrachtet, also über einen Zeitraum von 1 bis 5 Jahren, absolut nichts bringen und oft sogar eine Gewichtszunahme zur Folge haben.
Trotzdem machen jedes Jahr Millionen von Menschen weiterhin Diäten in der Hoffnung, dass sie es dieses Mal schaffen werden ihr Gewicht zu reduzieren.
Aus der Psychologie wissen wir, dass Menschen nichts ohne einen zumindest unbewussten Nutzen tun. Jedem ist der Nutzen des Essens klar:
- Es schmeckt gut,
- beruhigt uns,
- sorgt für einen erhöhten Serotoninspiegel (Glückshormon)
- dient als Belohnung
- und vieles mehr.
Aber welche Nutzen haben die Diäten?
Diäten dienen uns im Kern, ebenso wie das Essen, als Bewältigungsstrategie.
Es ist eine Strategie, die wir erlernt haben, um unsere Angst, unsere innere Unruhe und unsere Scham zu bewältigen und mit diesen Gefühlen besser umgehen zu können. Gleichzeitig aber auch, um endlich in der Gesellschaft anerkannt zu sein.
Eine Gesellschaft, in der es kaum etwas Verwerflicheres gibt als fett zu sein. Denn fett sein steht nicht für den Körper-Fett-Anteil, sondern für Disziplinmangel und Faulheit.
Einige der seelischen Belastungen, die uns zum Diätleben bringen, entstammen also aus dem Stress als nicht schlanker Mensch in einer Fett-phobischen Welt zu leben.
Dicke Menschen erleben tägliche Diskriminierungen von Arbeitgebern, Ärzten, Institutionen und werden ständig aufgefordert sich zu verändern.
Wir versuchen mit den Diäten die Kontrolle über etwas zu erlangen (generalisierte Angst vor dem Zunehmen, oder als fett bezeichnet zu werden), dass uns helfen soll unsere Gefühle, wie Angst und Scham zu managen.
Wer wie ich eh schon zu den ängstlicheren Menschen gehört, wird sich in unsicheren Zeiten besonders intensiv darum bemühen, das eigene Essverhalten zu kontrollieren. Wenn wir uns besonders angreifbar und verletzlich fühlen, versuchen wir mit Verboten von bestimmten Lebensmitteln, exzessivem Sport, Fasten, Detoxing und anderen als Wellness verkleideten Diäten unser Leben und unsere Emotionen in den Griff zu bekommen.
Das Problem ist, dass Diäten und alle gewichtskontrollierenden Verhaltensweisen von Natur aus, nicht sinnvoll sind (da unser Gewicht nicht maßgeblich durch Essen , sondern durch das Gehirn gesteuert wird).
Wir nehmen uns mit der Konzentration auf die Kontrollmaßnahmen mehr, als dass wir uns etwas Gutes tun:
- Wir verschwenden unsere Zeit mit Sorgen um Dinge, die wir nicht ändern können, weil sie genetisch festgelegt sind: Unserem Sollgewicht.
(Das Sollgewicht, ist das Gewicht, dass genetisch vorgegeben ist. Es variiert zwischen 5 und 10 Kilo ist aber langfristig nicht zu unterschreiten ohne gesundheitliche Schäden.)
- Wir strengen uns wie besessen an, etwas zu erreichen, dass uns vor schlechten Gefühlen schützen soll. Wir denken, „wenn wir schlank sind, sind wir sicher“.
Aber wie können wir wirklich sicher sein, wenn unser eigener Glaube an uns von einer äußerlichen Bewertung abhängt?
- Unsere körperliche Gesundheit leidet unter der Gewichtsreduzierung, Fressanfällen, und JoJo Diäten.
- Unsere Beziehung zu uns selbst und unserem Körper verschlechtert sich.
Denn wir trauen uns selbst nicht mehr über den Weg, da jede Diät ein übermäßiges Essen auslösen (Binge-Eating) wird.
Wir denken dann, wir seien zu schwach, obwohl der Fressanfall eine natürliche Konsequenz des Hungerns (der Einschränkung) ist.
- Unser Selbstwertgefühl verschlechtert sich von Diät zu Diät.
- Je mehr wir versuchen uns durch das Diätleben vor Anfeindungen von Außen zu schützen, umso schwächer werden wir und umso trauriger und enger wird unser Leben.
Vielleicht kennst Du all das auch:
- dass Du nicht essen magst, wenn andere dabei sind, weil Du denkst Du bist zu dick um in der Öffentlichkeit Burger zu essen.
- dass Du heimlich, wenn keiner zuguckt, Süßigkeiten und Dinge isst, die Du meinst nicht essen zu dürfen.
- dass Du ohne Genuss und Ruhe isst, und die Dinge in Sekunden vertilgst.
- dass Du schnell ein schlechtes Gewissen bekommst, wenn Deinen Ernährungsregeln nicht folgst oder den Sport schwänzt.
Glaub mir, je mehr Du Dich bemühst, Deinen Willen aktivierst, um gegen Dein Dickes-Ich anzukämpfen, je mehr Du Dich selbst ablehnst, je härter Deine Diätregeln sind, umso enger und kleiner wird dein Leben. Und umso höher wird langfristig Dein Gewicht sein.
All die Regeln die wir uns selbst auferlegen,
- was wir alles nicht zeigen und sein dürfen
- was wir nicht tragen (kurzer Rock, ohne Ärmel…) und tun (mit Arschbombe in den Pool, Sport am Strand…) dürfen
- auf was wir alles verzichten (wilden Sex mit Licht an …)
weil wir denken, dass andere sich daran stören und uns angreifen könnten, macht unser Leben nicht besser, sondern ärmer.
All dies führt dazu, dass wir weniger leben, uns weniger zeigen, unseren Bedürfnissen weniger Raum und Aufmerksamkeit geben. Schließlich denken wir andere sind mehr wert als wir selbst und wir sollten uns lieber zurück halten.
Alles dies ist ungesund, denn wir unterdrücken unser Selbst.
Vielleicht bist Du eines Tages bereit, dich aus der Diätmentalität zu verabschieden und neue Wege zu erkunden.
Mir haben dabei folgende Dinge geholfen:
- Meine eigenen Erkenntnisse darüber, wie Diäten meine Gesundheit und mein Leben geschädigt haben.
- Offene, kritische Worte darüber, warum der Großteil der Menschen, so fest davon überzeugt ist, dass nur dünn gleich gesund sein kann. Denn eine Milliarden starke Industrie füttert dieses Denken.
- Zu verstehen, wie mein Bild von „schön“ und „nicht-schön“ entstanden ist und wie ich es verändern konnte. Wie ich mich von der ständigen Manipulation durch die Medien befreien kann, wenn ich mein Medienverhalten verändere.
- Wie es ohne Angst geht, wieder mehr mit meinen Gefühlen und meinen Bedürfnissen in Kontakt zu kommen.
- Gesündere Bewältigungsstrategien zu erlernen um mich vor Ängsten und Scham zu schützen.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das nicht einfach ist und wie man so schön sagt „die Hoffnung stirbt zuletzt“ aber vielleicht ist es gerade jetzt Deine Zeit Dich zu befreien und neue Wege zu probieren.