Warum Intuitives Essen manchmal Fake ist und nicht immer zwangsläufig zu Gewichtsverlust führt.

Warum Intuitives Essen manchmal Fake ist und nicht immer zwangsläufig zu Gewichtsverlust führt. 

Es gibt einen neuen Trend, vielleicht ist es Dir aufgefallen. Nach Low Carb kommt nun eine Welle Intuitives Essen auf uns zu. 

Eigentlich eine tolle Sache, wenn diese richtig, im ursprünglichen Sinne verstanden wird. Intuitives Essen wird in vielen Programmen als Intuitives Abnehmen beworben, also wie eine Diät, mit Vorher-Nachher-Bildern und dem Versprechen, das intuitive Esser weniger wiegen als andere. 

Theoretisch stimmt das auch – aber wenn man genauer hinsieht, werden Menschen verglichen, die schon immer intuitiv gegessen haben und noch nie Hungerkuren machen mussten und Menschen, wie viele von uns, die jede mögliche Ernährungsweise ausprobiert haben in der Hoffnung, endlich schlank zu werden und zu bleiben. 

Das ist aber nicht sinnvoll, denn wer viele Diäten hinter sich hat, reagiert anders sowohl emotionale als auch körperlich auf Essen als jemand, der sich noch nicht beschränken und schinden musste, wenn er Hunger hatte. 

Intuitives Essen ist keine Form einer weiteren Maßregelung, nur zu essen, bis man das erste Sättigungsgefühl wahrnimmt. Sondern ein Prozess in dem man lernen soll alle Regeln, Ängste, all die Diät bezogenen Informationen zu neutralisieren, die uns sagen, dass nur dünn gut und dick schlecht ist.

Wir wollen mit dem Intuitiven Essen wieder Vertrauen zum eigenen Körper aufbauen. Wir wollen lernen uns anzunehmen wie wir sind und uns aus den richtigen Motiven, nämlich aus der Selbstliebe oder zumindest dem Respekt unserem Körper gegenüber, gut versorgen. Zu dieser guten Versorgung gehört es nicht nur sich mit ausreichend Nährstoffen, Vitaminen und natürlichen Lebensmitteln zu ernähren, sondern auch den eigenen Bedürfnissen zu lauschen und ihnen einen entsprechenden Raum einzuräumen. Dem Wunsch nach Ruhe, Anerkennung, Spaß und auch Spaß-Essen wie Schokolade oder Kuchen zu erlauben. 

Mir ist es wichtig klar zu machen, dass wenn ich kein gutes Bild von mit selbst habe, wenn ich nicht liebevoll mit mir spreche, meine Bedürfnisse, wenn sie auch noch so schräg sind, ernst nehme, das Intuitive Essen nicht gelingen kann. 

Warum nicht fragst Du Dich vielleicht?

Weil die Intuition unseres Körpers für den Kopf nicht immer logisch erscheint. Weil unser Unbewusstes über die Intuition zu uns spricht und unserem Ratio nicht entsprechen muss. 

Ein Beispiel:Wenn wir mittags gut gegessen haben, und schon wenige Stunden später wieder hungrig sind, sagt der Kopf: „Na das kann kein Hunger sein, ich habe ja vor 2 Stunden erst ordentlich reingehauen“. 

Betrachten wir den Hunger aber körperlich, kann es sehr wohl sein, dass wir etwas zu Essen brauchen. Hunger ist veränderlich nicht statisch. Er wird durch extrem viele unterschiedliche Faktoren beeinflusst und ist ein Zeichen dafür, dass wir etwas benötigen. Wenn wir das Vertrauen zwischen Körper und Kopf wieder herstellen wollen, ist es wichtig diese Signale ernst zu nehmen, die er uns schickt und ihnen nachzukommen. 

Intuitives Essen bedeutet nicht zu urteilen, nicht zwischen guten und schlechten Lebensmitteln unterscheiden zu müssen, sondern dem Körper die Entscheidung zu lassen. 

Viele Kritiker des Intuitiven Essens (war ich übrigens auch lange) führen an dieser Stelle an, dass wir unserem Hunger nicht vertrauen können, denn wenn wir zwischen Pommes und Gemüse entscheiden sollen, werden wir immer die Pommes wählen. Das hat für mich gestimmt – genau so lange, wie ich mir die Fritten verboten habe. Sobald ich mich entschieden habe, sie essen zu dürfen und wirklich meinem Bauch die Wahl zu überlassen, habe ich ungefähr genauso oft Gemüse gewählt wie die Pommes. 

Es ist wie mit den Dingen, die wir in der Kindheit nicht durften: Lange aufbleiben, Fernsehgucken bis in die Puppen. Sobald die Eltern im Urlaub waren, wurde fern gesehen wie verrückt – aber kaum einer macht das noch, wenn er erwachsen ist. 

Ähnlich ist es mit dem Essen. Der Reiz des Verbotenen verschwindet, sobald es keine Verbote mehr gibt. Die zweite Hürde ist es, bereit zu sein zu lernen und dem Prozess zu vertrauen. Wer anfängt intuitive zu Essen und die Verbote aufhebt, wird oft erst mal mehr essen, mehr Süßes wollen und mehr von dem, was er sich vorher ewig verwehrt hat. Das kann dazu führen, dass wir zunehmen und das war für mich zu Beginn wirklich beängstigend. Wenn wir immer auf Diät gelebt haben und plötzlich die Kontrolle abgeben sollen, ist das eine große Herausforderung.

Trotzdem glaube ich, ist es der einzige Weg um Frieden mit sich und dem Essen zu schließen. Es ist wie, wenn eine Mutter mit dem Älterwerden ihrer Kinder lernen muss, sie nicht mehr ständig zu kontrollieren, ob beim Essen, bei den Schulaufgaben, der Körperhygiene oder was auch immer. Sie soll dem Kind vertrauen, damit ein vertrauensvolles Verhältnis entstehen kann. Das ist eine Wahnsinns Herausforderung für viele Mütter – auch, für die, die nicht im Helikopter unterwegs sind. Trotzdem ist es notwendig, wenn wir ein langfristig vertrauensvolles, liebevolles, wertschätzendes Verhältnis wollen. 

Das was uns Menschen heilt, ist die bedingungslose Liebe, nicht die Überwachung, die Abwertung, Regeln und Strafen, deshalb kann ich nur jedem ans Herz legen:
Lerne Dir wieder zu vertrauen, lass Dich selbst aus dem Schwitzkasten der Kontrolle ausbrechen. Liebe Dich selbst bedingungslos, dann ist es os viel einfacher gut für Dich zu sorgen.

Hör auf die Signale, die Dein Körper Dir mitteilt. Sie sind IMMER wichtig und halten wertvolle Informationen für Dich bereit. 

Lass Dir Zeit, gib Dir und Deinen Bedürfnissen Raum, dann kannst Du aufhören nach Spaß in Form von Konsum, nach Anerkennung in Form von Arbeitswut und nach Liebe in Form von Diäten oder Essen zu suchen. 

Du bist gut so, wie Du bist – JETZT und HEUTE und dass schon immer. Vertraue auf Deine Erfahrungen und erkenne, dass Diäten und Schlanksein dich nicht frei gemacht haben. 

Was habe ich davon, wenn ich nicht dünner werde? Das habe ich mich lange gefragt und deshalb auch nicht angefangen wirklich die Leinen zu lockern. 

Heute kann ich guten Herzens sagen: Mit jedem Schritt des Prozesses, wirst Du unabhängiger von der Meinung anderer. Die Angst nicht zu bestehen, abzunehmen und wieder zuzunehmen, kann endlich gehen. Egal wie Dein Körper sich verändert und das wird er mit dem Älterwerden zwangsläufig, muss Dein Selbstwert nicht davon abhängen.

Wir leben in einer Zeit, in der die Anforderungen an Äußerlichkeiten so absurd geworden sind, dass wir ihnen ohne chirurgische Eingriffe, ein Leben auf Dauerdiät und mit täglichen Sporteinheiten nicht ansatzweise nahekommen können. Ich denke, wir sollten uns überlegen, ob es sich lohnt einem unerreichbaren Ideal folgen zu wollen. Ob wir selbst permanent den eigenen Wert über das Äußere definieren wollen. Ob wir unsere Willenskraft, unseren Fokus, unsere Konzentration auf das „Schlank sein“ richten wollen. Oder ob wir uns mit dem Spaß, unseren Werten, den Dingen die wir in der Welt verändern wollen zuwenden. Wir haben eine bestimmte Menge an Energie zur Verfügung und nur wir bestimmen, wofür wir sie einsetzen. Damit will ich nicht sagen, dass es oberflächlich ist sich gut zu ernähren sondern, dass wir uns aus der Liebe heraus ernähren sollten und nicht aus dem übersteigerten Ego. Denn das Ego wird immer sagen: „Du bist nicht genug“. Die Liebe wird sagen „Du bist großartig, genau wie Du bist“ und nur Du entscheidest was Deine Wahrheit ist.

Autorin

Petra Schleifer

Neueste Beiträge

Fischsuppe

Eine Pfanne mit mittlerer Hitze mit dem Öl erhitzen und darin die Schalotten und den Knoblauch und Chiliflocken

Emotionales Essen

Was ist emotionales Essen? Es kommt häufig vor, dass Klienten mich beim Erstkontakt fragen, ob ich auch etwas